Wer keinen Stress hat ist out. Wer immer Stress hat auch.
«Ma hon i an stress!» ist ein gern gesagter und oft gehörter Satz. Man hat viel um die Ohren, steht unter Druck, ist mitten im Geschehen, ist jung und dynamisch, wichtig. Wer keinen Stress hat, ist out, langweilig oder unbedeutend. Dieses britische Wort ist richtig heimisch geworden bei uns. Man hat Stress oder macht Stress. Einer stresst (treibt an) oder ist stressig (lästig). Früher entfloh man der Hast, heute dem Stress. Das Wort Stress kommt von «stringere» (lat. «festbinden», «zudrücken»). Auf Englisch bezeichnet es Abnutzung (von Material), Widernis, Betonung. 1955 taucht es in der Bedeutung von psychischer Druck auf, und 1973 hört man «to stress», stressen. Aber auch hier gilt es, Maß zu halten. Wer zu oft mit Stress angibt, kommt weniger als Macher an, sondern verrät insgeheim, dass er seinen Vorhaben nicht ganz gewachsen ist. Also: «take it easy!» Eile mit Weile. Worte machen Menschen – sie prägen sogar das Gemüt.
«Worte machen Menschen» – die Sprachglosse von dege im LanaBlatt (Juni)