Sind die Raser zahm geworden?
Es liest sich fast wie die wundersame Brotvermehrung. Lanans Ortspolizei hat voriges Jahr (2023) bei 100 Geschwindigkeitskontrollen 361 Strafen ausgestellt. Das berichtet Lana-Reporter Florian Mair (Dolomiten, 16.02.24, S.22) durch die Stimme von Oberleutnant Thomas Karnutsch. Wie das? Haben die bei jeder Geschwindigkeitskontrolle einem gleich dreieinhalb Strafen aufgebrummt? Das wäre ja heftig! Sicher meint der Leiter der neunköpfigen Lananer Polizeibrigade mit Geschwindigkeitskontrolle aber das, was auf Italienisch „posto blocco“ und auf Deutsch Kontrollstelle heißt. Die nur ein paar Minuten oder auch eine ganze Stunde lang „blitzen“ können. Folglich haben Lanans Gemeindepolizisten bei ihren Kontrollstellen unbekannter Dauer im Durchschnitt 3,61 Tempo-Übertretungen geahndet. Wenn man nun wüßte, wie lange so eine Kontrollstelle aktiv war, würden Statistik und Aussage greifbarer: Ist ein Kontrollpunkt nur 10 Minuten aktiv, dann sind 3,61 Strafen etwas anderes als wenn der Kontroll-Posten 20 Minuten oder 40 Minuten da steht und blitzt.
Oberleutnant Karnutsch will die Raser gezähmt haben „weil es 2023 trotz Verdreifachung der Kontrollen nur etwa gleich viele Übertretungen wie 2022 gegeben hat.“ (Zitat Dolomiten/fm). Nun sind Kontrollposten der Polizei eine höchst lobenswerte Sache, die ihre Wirkung auf Temposünder gewiss nicht verfehlen, und dafür müssen gewissenhafte Verkehrsteilnehmer der Ortspolizei und dem Bürgermeister höchste Anerkennung zollen. Dennoch bleibt die Logik unerbittlich. Sprachlogik: Übertretungen sind nicht dasselbe wie ausgestellte Strafen; Sachlogik: Die Schlussfolgerung stimmt nur, wenn die zeitliche Dauer der Kontroll-Posten in beiden Vergleichsjahren ungefähr dieselbe ist. Denn es zählt nicht die Anzahl der Kontrollposten, sondern die Zeit in Stunden und Minuten, in denen geblitzt wird.