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ANSICHTEN UND GESCHICHTEN
Kaiserlicher Ginkgo (c) dege 2024

PARK UND PARK

21. Juli 2024

Auf den Spuren eines verschwindenden, kostbaren Kulturgutes.

Im Beitrag über das Geburtshaus Tscherms ist mir eigentlich erst so richtig bewusst geworden, dass die Spitäler der Kaiserzeit, die man „Heilanstalten“ nannte, über weitläufige Grünanlagen verfügten, bepflanzt mit seltenen Bäumen, Blumen und Sträuchern. In diesen Parks gab es Spazierwege und Ruhebänke, und immer einen spirituellen Sammlungsort. So schrieb ich zu Tscherms:

„Heute ist der Park mit seiner über hundertjährigen Zeder in einen Festgarten für die Dorfgemeinschaft umgewidmet. Es verdient gesagt zu werden, dass damals, als nicht nur das Spital von Tscherms entstand, sondern auch das Meraner Spital, die Marienklinik in Bozen und das Sanatorium Martinsbrunn, ein weitläufiger Park mit kleinen Spazierwegen und Ruhebänken im satten Grün zur Pflichtausstattung einer Gesundheitseinrichtung gehörte – mehr noch – ihr bester Qualitätsnachweis war. (Davon können unsere modernen Spitäler mit ihren Alibi-Grünflächen nur noch träumen!).“

Tatsächlich. Ich erinnere mich an eine Zeitungsmeldung vor zwei Jahren mit einem Foto, wo Landeshauptmann Kompatscher stolz vor einer Fakir-Streckbank im Winzig-Garten des Moritzinger (Landes-) Krankenhauses steht: Seht her, so schön begrünen wir unsere Krankenhäuser – alles zum Wohl der Patienten. Die Wahrheit vor dem Bozner Krankenhaus schaut so aus.

Dagegen sind die Grünparks der „Heilanstalten“ wahre Paradiese. Nicht mehr ganz intakt und weitläufig, aber immer noch zu besichtigen und zu besuchen: Etwa der uralte Ginkgo-Baum aus der Kaiserzeit im Park der Bozner Marienklinik und die neu angelegte, etwas biedere Gebetsecke ebendort. Da spürt man, was Heilung bedeutet – nämlich etwas mehr als nur einen schnellen mechanisch-chemischen Eingriff in die Körpermaschine.

Oder der superbe Park im ehemaligen Sanatorium, heute Privatklinik, Martinsbrunn bei Meran! Und natürlich, nur zur fernen Erinnerung, die Restflächen des Parks vor der städtischen „Heilanstalt“ der Stadt Meran. Oder das Spital von Tscherms…

Und das sind nur die Gesundheitshäuser! Jedes Hotel der Kaiserzeit war ohne eigenen Park nicht würdig, in die First Class aufgenommen zu werden. Man realisiert in dieser Zusammenschau von Klinik und Hotel, dass Urlaub und Reisen einstmals sehr viel mehr mit dem Wesen von Erholung und Gesundung zu tun hat als das heutige hastige und raffgierige Abgreifen von Kicks und Hotspots. Ein Rundgang in Meran zeigt uns eine Unmenge von Parks, diese unschätzbar wertvollen, aber langsam dahin schwindenden Zeugen einer edlen Zeit.

Nicht zu übersehen ist, wie sich der Zahn der bedingungslosen Nutzbarkeit (und Ausnützung) in all die großzügig angelegten alten Parks hineinfrisst. Da für einen Zubau, dort für einen Neubau, hier für soziale oder Vergnügungszwecke. Es fällt (außer in Bozen) schon gar nicht mehr auf, wie gewinnsüchtig, kalt und kleinkariert alles geworden ist. Und wie sehr die menschengemachte Natur der Gärten und Parks das stumme und dennoch so beredte Zeugnis eines Wandels zum weniger Schönen sind.

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