Lana ist längst kein Dorf mehr, sondern Stadt.
Von Georg Dekas
Wer sich den Meraner Kessel anschaut von einem der vielen Aussichtspunkte, vielleicht Vellau, Hafling, Vigiljoch oder Tisens, der sieht ein synapsenartiges, dichtes Siedlungs- und Verkehrsnetz, das dabei ist, sich zu einer einzigen Metropole zu verweben.
Das bedeutet, dass die herkömmlichen Begriffe und Vorstellungen von „Dorf“ und „Land“ auf der einen, „die Stadt“ (Meran) auf der anderen Seite gerade buchstäblich über den (Häuser-)Haufen geworfen werden.
Die Stadtwerdung zeigt sich besonders eindrucksvoll in Lanan. Der Ort besteht seit jeher aus drei eigenen Kernen, nämlich Ober-, Mitter- und Niederlana. Bis zum Jahr 1642 gehörten sogar die Orte „Gargatzan“, Veran und Burgstall zur Gemeinde Lana! – Und heute tun sie es wieder: Nicht durch amtlichen Erlass, sondern de facto, durch die schiere Dynamik der modernen, automobilen Lebensweise.
Über Wohnbau, Betriebsansiedlungen und großzügige Verbindungen wachsen heute alle Ortsteile von Lana dicht und einheitlich zusammen. Die alte Streitfrage um das ewig lange „Straßendorf“ Lana, das kein richtiges „Zentrum“ hätte und ein Dorf ohne eigene Mitte sei, die ist obsolet geworden. Umso mehr, als dass die physische Zusammenkunft auf nahen Plätzen, Wirtshäusern und Kirchen in den letzten 20 Jahren seit der Ankunft des Smartphone geradezu zerstört werden.
Das gesellschaftliche und private Leben hat sich verlagert in Freundeskreise, die über telefonische, automobile und mediale Vernetzung ihre eigenen „Zentren“ in völlig verschiedenen, auch entfernten Orten bilden.
„Die neue Stadt wird nicht mehr definiert über Altstadt, Stadtmauern, Stadtrechte, sondern über Logistik, Komfort, Erreichbarkeit, Raum.“
(Georg Dekas)
Sind diese gut, zieht das städtische Leben ein. Leute kaufen ihre Wohnungen dort, kaufen dort ein, wo sie mit dem Auto (seltener Bus) leicht hinkommen und parken können; es siedeln sich Betriebe, Kaufhäuser und Geschäfte dort an, wo Fläche und Raum und Bewegungsfreiheit ist. Dahin folgen Schulen, Sportstätten, Treffpunkte, Veranstaltungen, und schließlich Ämter und Einrichtungen. Lanan hat alles davon in großzügiger Ausführung und reicher Menge. Rein technisch ist Lana also längst schon Stadt, auch wenn es verwaltungstechnisch seit bald hundert Jahren als Marktflecken („Marktgemeinde“) firmiert.
Hier auf LANAROYAL gilt Lana/Lanan als Stadt.
Fast schon anachronistisch ist es, wenn das „LanaBlatt“ heute noch, in der digitalen Netzausgabe, eine Rubrik anführt mit der Bezeichnung „Aus dem Dorfgeschehen“. Diese Diktion entspricht zwar durchaus der Gewohnheit der Burggräfler, die nichts lieber tun, als dem physikalischen Gesetz der Trägheit zu gehorchen, aber sie ist eben anachronistisch, d.h. aus der Zeit gefallen. Die Technik ist schneller als die Mentalität. Die bisherige Abgrenzung Lanans zu Burgstall, Gargazon, Tscherms usw. soll den tatsächlichen Verkehrsgewohnheiten weichen: Wie es der Toursimusverband schon lange vormacht.
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