Unzählige Lananer sind in Tscherms geboren. Warum?
Die Geburtsjahrgänge in Lana bis herauf in die 1970er tragen in ihrm Personalausweis die Eintragung: Geboren in Tscherms. Der Grund dafür ist, dass die Tschermser im fernen Jahr 1908 einen veritablen „Coup“ gelandet haben. Sie haben ihr eigenes Spital bekommen. Klein aber fein. Die Lananer hatten die Wasserkraft, das Knabenschulhaus, die Trambahn und das Konvent. Aber Krankenhaus hatten sie keines. Das lag um den Grebm herum im noblen Tscherms. Ermöglicht ist das schöne Bauwerk, das um 2000 herum einfühlsam erneuert wurde, durch die Fürsprache und die großzügige Spende des Erzherzogs Eugen. Die Zeitungen meldeten zu Jahresbeginn 1908:
Kleine Chronik. * (Spende) Erzherzog Eugen hat der Gemeinde Tscherms für den Spitalbau 20.000 K bewilligt, von denen bereits 10.000 K ausbezahlt wurden. (Neue Tiroler Stimmen, 8. Januar 1908)
(Im Jahr 1908 sind 20.000 K = Kronen knapp 152.000 Euro wert).und dann wird drauflos gebaut. Am 15. April 1908 schreiben die „Neue Tiroler Stimmen“:
(Spitalbau.) Die Gemeinde Tscherms im Burggrafenamte erhält ein neues Spital, dessen Bau bereits im besten Gange ist.
1911 wird das Spital eingeweiht, und von nun an ist die Geburtenstation ein begehrtes Ziel, zuerst der wohlhabenderen Leute, später aller. Doch im Krankenhaus von Tscherms wird nicht nur geboren, es wird auch geheilt. Davon zeugt eine Zeitungsmeldung drei Jahre später.
Kirchliches. P. Bacher Peter S. J., der im Dezember die Hl. Mission hier leitete, liegt seit mehreren Wochen im Krankenhause zu Tscherms, wo er von gefährlicher Lungenentzündung befallen wurde. Nun, gottlob, ist der hochw. Missionar auf dem Wege der Besserung […]
So steht es in „Der Burggräfler“ am 15. Februar 1911. Lustig ist der kleine sprachliche Schnitzer, demzufolge sich der ehrwürdige Jesuitenpater die Lungenentzündung im Spital zugezogen hätte, gemeint war aber Tscherms. Heute ist der Park mit seiner über hundertjährigen Zeder in einen Festgarten für die Dorfgemeinschaft umgewidmet. Es verdient gesagt zu werden, dass damals, als nicht nur das Spital von Tscherms entstand, sondern auch das Meraner Spital, die Marienklinik in Bozen und das Sanatorium Martinsbrunn, ein weitläufiger Park mit kleinen Spazierwegen und Ruhebänken im satten Grün zur Pflichtausstattung einer Gesundheitseinrichtung gehörte – mehr noch – ihr bester Qualitätsnachweis war. (Davon können unsere modernen Spitäler mit ihren Alibi-Grünflächen nur noch träumen!).