Franz Höfler ist ein Märtyrer des Glaubens an die Heimat.
Der Ballgutersohn Franz Höfler aus Niederlana wurde 1961 von Staatsschergen zu Tode gefoltert. Für uns ist er ein Freiheitskämpfer, für den Staat Italien immer noch ein „Terrorist“. Wäre er im Kampf oder Hinterhalt (wie Luis Amplatz) erschossen oder bei der Sprengung einer Statue (z. B. in Schluderns) umgekommen, wäre er ein Gefallener des Freiheitskampfes mit Auszeichnung. Durch sein Schicksal ist er weit mehr: Franz Höfler erduldete den frühen Märtyrertod. Denn gemartert und getötet wurde er, weil er sich einer gerechten und heiligen Sache angeschlossen hatte: Es ging um das Überleben seines Volkes und gegen die Vergewaltigung der Heimat, wie sie uns allen lieb und teuer ist.
Franz Höflers Name war nach der „Feuernacht“ zu Herzjesu in den Verhören herausgepresst worden, mit denen der Staat den Befreiungsauschuss Südtirol (BAS) aushub. Noch heute wird von den Nationalisten behauptet, es sei Bombenterror und Mord im Programm gewesen, aber das ist falsch. Es waren taktische Sprengstoffanschläge gegen die Symbole des Staates verübt worden mit dem Ziel, die Weltöffentlichkeit auf die dramatische, unhaltbare Lage Südtirols im Postfaschismus der Nachkriegszeit aufmerksam zu machen. Das betonte Frau Dr. Herlinde Molling in ihrer Gedenkrede am Grab der Familie Höfler am Cäciliensonntag (24.11.) in Niederlana.
Als blutjunges Mädchen hatte Molling im Auftrag des BAS Dynamit von Innsbruck nach Bozen geschmuggelt, also sprach sie aus tiefstem Herzen und bester Erinnerung. Die Männer und Frauen, die damals zum taktischen Gewaltwiderstand gegriffen hatten, das waren keine Heißsporne oder Außenseiter, sondern ehrenwerte, bodenständige Leute, die nach 15 Jahren friedlicher und vergeblicher Proteste kein anderes Mittel mehr gesehen hatten, als zur gezielten, aber begrenzten Sachbeschädigung gegen die schleichende Unterdrückung vorzugehen. Die Antwort des Staates folgte auf dem Fuß und sie war schrecklich, gnadenlos und umfassend. Eines der ersten Opfer von Folter und illegaler Polizeigewalt war der junge Franz Höfler aus Lana. Ihm folgten weitere.
Jedes Jahr versammeln sich die Schützenkompanien aus nah und fern in beeindruckend großen Marschkolonnen auf dem Friedhof von Lana, um ihres gefallenen Oberjägers zu gedenken. Neben dem kirchlichen Weihesegen und der tragenden Gedenkrede ist es auch üblich geworden, dass ein Schützenkommandant am Grab eine politische Note verliest. Diesmal war es Andreas Pixner, Hauptmann der Schützenkompanie Lana, der die politische Adresse hielt. Pixner übte scharfe Kritik an der „unheiligen“ Regierungskoalition zwischen den „deutschen“ Parteien SVP und Freiheitliche und den Italo-Nationalisten von Fratelli d’Italia. Der Hauptmann beklagte dabei nicht nur die stetige Aushöhlung der Autonomie, sondern vor allem die Gleichgültigkeit, ja sogar das Einverständnis, mit der von deutscher Seite in Volk und Politik die neuerliche Verfremdung Südtirols hingenommen werde.
In seiner Kritik an der Politik geriet dem Lananer Hauptmann eine ziemlich treffende Beschreibung der Realität. Wie bitter muss es für einen Schützen sein, feststellen zu müssen, dass von Selbstbestimmung „oder gar von Unabhängigkeit gar nicht mehr gesprochen wird“, und die Autonomie, die noch vor 15 Jahren als Krücke galt, nun zum höchsten (möglichen) Gut vorrückt. (Die Rede Pixners ist auf Facebook zu hören/lesen). Rezept, wie es weiter gehen soll mit der Heimat, hat der brave Schützenmann leider auch nicht. Pixner schloss seine Kritik mit dem Gedanken, man solle nicht sechs Tage an den Mammon denken und am siebten Tage Sprüche führen, sondern sich in Wort und Tat auch im täglichen Leben konsequenter einsetzen und die lokalen politischen „Verantwortungsträger“ beherzter antreiben.