Am 13. Dezember 1913 bekam Lana eine Tram. Vor genau 110 Jahren. Es war, als würde man heute eine U-Bahn gebaut haben.
Eine Spurensuche in alten Zeitungen von Georg Dekas
Die Lana Tram war eine Sensation. Sie führte von Oberlana durch das ganze, langgezogene „Dorf“ zum Bahnhof in Burgstall. Und brachte den Obst-Export so richtig in Schwung. Die „Alpenländische Gewerbe-Zeitung“ brachte am 18.12.1913 einen begeisterten Artikel, der wortgleich schon in der „Meraner Zeitung“ am Sonntag, den 14.12.1913 erschienen war.
Hier der Artikel in Ausschnitten unter hinzugefügten Zwischentiteln und den Hervorhebungen in fett zur leichteren Verdauung.
„Unsere, seit einigen Jahren im besten Entwickeln begriffene Nachbar-Gemeinde Lana, konnte am letzten Samstag nachmittag die feierliche Eröffnung der Lokalbahn-Burgstall–Oberlana begehen, wozu sich […] sämtliche Vertreter der lokalen Behörden und Aemter von Lana, schließlich die Reservistenkolonne mit Musik, Veteranen, Schützen, Feuerwehren eingefunden haben.“
Eisenbeton! Die Meraner eifern
„Der aufstrebende Nachbarkurort Lana versteht es, nicht nur alle Errungenschaften der Neuzeit auszunützen, cr versteht auch Feste zu arrangieren […] Auf der schönen neuen Eisenbetonbrücke begann der Festakt. Nach halb 3 Uhr nachmittags setzte sich der Festzug von dem Platze vor dem Hotel „Theiß“ aus in Bewegung […]“
Heute kaum mehr: dem Dekan mit „gespannter Aufmerksamkeit“ folgen
„Der hochw. Herr Dekan, Hoch- und Deutschmcist., gcistl. Rat Gottfried Pernter, nahm nach einer formvollendeten Ansprache die kirchliche Weihe des Werkes unter zahlreicher Assistenz vor. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte alles den hl. Zeremonien.“
Heute jammert alles über den Verkehr – in Lana ist er Gottes Segen
„In seiner schwungvollen Ansprache hob Dekan Gottfried Pernter hervor, daß Lana, der Zeitströmung folgend, welche die von Gott in den Schoß der Erde niedergelegten Kräfte in den Dienst des Verkehrs stellt, binnen 7 Jahren 3 Bahnen erbaut habe.“
Aus für den Pferde-„Omnibus“: Lebewohl, du alter Kasten!
„Nach der kirchlichen Einweihung der Bahn unternahmen die Festteilnehmer in den neuen, äußerst praktisch eingerichteten Wagen, die zum Eröffnungsfeste reich geschmückt waren, die erste Fahrt nach Burgstall, auf der Strecke von zwei Musikkapellen und der aufgestellten Schuljugend begrüßt. Heiterkeit erregte der Omnibus, der bisher den Verkehr zwischen. Lana und Burgstall vermittelt hatte und der mit Bändern und Fähnchen hübsch geputzt und mit der Aufschrift: „Lebe wohl. Du alter Kasten“ versehen, neben dem neuen Verkehrsmittel fuhr.“
Edle Gaumenfreuden im Theiß: Erlesen und …bodenständig!
„Zurückgekehrt nach Lana, besichtigte man unter Führung des Ingenieurs Zuegg die elektrische Anlage und die Wagenremise worauf sich die Festgesellschaft im Hotel „Theiß“ zum Diner versammelte. Die Speisenfolge des Festmahls lautete: Feine, kalte Platte – Pilsener Bier; Ultener Bachforellen blau – Goyener Riesling; Lendenbraten mit Gemüsen – Rametzer Burgunder; Steirische Masthühner, Salat und süße Früchte; Torte; Obst. Die Festtafel im Hotel „Theiß“ machte Herrn und Frau Stauder wieder alle Ehre.“
Nur zehn Jahre später heißt es: Ein Hoch auf den Duce
„Den Reigen der Redner eröffnete Gemeindevorsteher Ernst Zuegg […] Redner schloß mit einem begeisterten Hoch auf den Kaiser.“
Warum die Gründerzeit Gründerzeit heißt
„Statthaltereirat v. Galli feierte Lana als vorbildliches Gemeinwesen, das sich aus eigener Kraft emporgeschwungen und große Werke schuf, wie die Bahn Lana–Meran, das Knabenschulhaus, die Vigiljochbahn, die Falschauerbauten und industrielle Unternehmungen und jetzt auch noch eine Lokalbahn.“
Luis Zuegg ist der Star
„Ingenieur Zuegg gab den Werdegang der Bahn bekannt. Wir werden auf diese interessanten Ausführungen zurückkommen.“
Lana schon vor 110 Jahren auf dem Sprung zur Marktgemeinde
„Dekan Pernter […] teilte mit, daß bereits Schritte eingeleitet wurden, um die Erhebung Lanas zur Marktgemeinde zu erreichen. Der Herr Statthaltereirat v. Galli versprach, sich für diese Erhebung warm einzusetzen.“
Feiern können’s in Lana: Feuerwerk und beleuchtete Serpentinen!
„Am Abend fand eine großartige Beleuchtung der Serpentinen der Ultener Straße und die hochsteigenden Raketen des schönen Feuerwerkes verkündeten der ganzen Umgebung, daß Lana abermals eine freudige Feier begeht […].“
Geringer Unterschied zwischen Voranschlag und Endkosten
„Die Kosten der neuen Bahn dürften sich auf ca. 1 Million Kronen belaufen, der Voranschlag hatte 850.000 K betragen. Die Mehrkosten resultieren aus einer früher nicht vorgesehenen Brücke, größeren Wagenpark usw. Den Betrieb führt die Staatsbahn. Die einfache Fahrt kostet 50 Heller.“