Manche finden’s schön.
„Firdåch“ heißt es bei uns, Vordach. Das Firdåch ist ein prägendes Stilmerkmal besonders der traditionellen Etschtaler Häuser. Ein willkommener Schutz vor Hitze im Sommer (ersetzt zusammen mit einem Nussbaum jede Klimaanlage). Ein Schutz vor Niederschlägen und Feuchtigkeit, vor allem ein Schutz gegen Verwitterung der Außenwände und gegen Mauerfraß am Fuß der Hausmauern. Seit zwei Jahrzehnten – auch mit Hilfe einer fragwürdigen Landesgesetzgebung – sind die Flachdächer auf dem Vormarsch und mit ihnen verschwindet das Vordach. Was sich auf dem Renderung-Modell des Universitäts-Architekten recht hübsch ausmacht, zeigt sich schon nach einigen Jahren ganz anders, nämlich mit deutlichen Verwitterungsspuren. Manchen gefällt das, und man kann es rein unter ästhetischen Gesichtspunkten auch recht interessant empfinden. Die nächste Phase wären dann allerdings die Feuchtflecken im Bodenbereich, die dem Hausbesitzer die Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Von hier bis zur kostenaufwändigen Trockensanierung des Boden- und Kellerbereichs ist es nicht mehr weit.
An Regentagen wie diesen kann man die Folgen des Fehlens eines Firdåchs leicht dokumentieren. Zu beobachten beim Ansitz Rosengarten und dem neuen Raika-Bau. Die neue Raika ist jetzt schon gezeichnet von der Verwitterung. Der Ansitz Rosengarten, restauriert in den 1990ern, hat ein schmales Firdåch, das die Fassade schützt, und schaut deshalb auch noch schön her. Seit es der Gemeinde eingefallen ist, das Rathausviertel mit einem Bodenbelag nach Art der italienischen Piazze (mit einer ganz anderen Klimatologie) zu beglücken, zieht der Mauerfraß unbarmherzig an der Fußseite der Mauern des Anitzes entlang.