Am Michaelitag herrscht mildes Frühherbstwetter über Lana. Der Sonntagmorgen ist noch recht still. Die Pfarrkirche von Niederlana mit ihrem gotischen Spitzturm, dem Gasthaus „Zum Hasen“ und dem Feuerwehrschuppen aus der Kaiserzeit bilden ein festes, wohlgefälliges Ensemble. In der Michaelskapelle ist die Larchgut-Mutter aufgebahrt, Gott hab sie selig. Vor Beginn des Läutens zur Zehnermesse ist der Schnatterpeckaltar im Halbdunkel des Kirchenschiffes noch ziemlich allein, zusammen mit einem greisen Ehepaar in den vorderen Bankreihen. Aber das ändert sich gewaltig. Nach dem Zusammenläuten ist die Kirche „gesteckt“ voll. Sogar Junge haben hergefunden. Dazu gibt es einen Anlass. Der neue Kooperator Stefan Walder bestreitet heute als Hauptzelebrant die Heilige Messe, das erste Mal in seinem Amt, wie er sagt.
Der frisch geweihte Deutschordenspater hat eine ruhige und geerdete Art. Das wirkt vertrauenswürdig. Mit dem Tagesevangelium hat er einen harten Zahn zu ziehen, denn Jesus spricht über Markus Hammersätze wie diesen:
„Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.“
In der anschließenden Predigt stellt sich der Passeirer Jungpriester recht geschickt an. Er deutet das Wort Gottes vorsichtig ohne aufpeitschenden Moralismus und überässt dem Kirchenoberhaupt Papst Franziskus mit einem langen Zitat den Vortritt bei der Exegese. Ein Gestus der Bescheidenheit und Überzeugung, dass Kirche auch Ordnung bedeutet. Nach der Priesterweihe, der Primiz und dem Erstlingsamt innerhalb eines Monats wird dieser September 2024 wohl als Hoffnungsmonat die Kirchenchronik von Lana eingehen, wenn man bedenkt, wie greise das Kirchenvolk geworden, wie stark das Heidentum bei den Jungen sich ausbreitet und wie angefeindet von der Presse der katholische Klerus ist.
